Tag 2: (Sa, 14. Juli) Die Rekordetappe

Es sollte die bislang längste und härteste Tagetappe meines Lebens werden. Mein Rekord stand noch bei 189km aus dem Jahr 2004 von München nach Nürnberg. Es war klar, daß es diesmal 250km werden sollten. Daher plante ich diesmal den ganzen Tag ein, frühstückte ausführlich und fuhr um 7 Uhr los.


Fantastisches Wetter und Sicht morgens um 7Uhr bei Bamberg



Fantastisches Wetter und Sicht morgens um 7Uhr bei Bamberg


Ich wollte die Stadt Bamberg und das flache Industriegebiet nördlich davon umgehen, also nahm ich Umweg und etliche extra Höhenmeter in Kauf.


Idyllische Landschaft im Hügelland vor Baunach.



Puls 106 bei 31km/h kann sich sehen lassen.


Bei Baunach war ich wieder auf dem ursprünglichen Weg, nämlich auf der B279 Richtung NWN. Zum ersten Mal auf meiner Tour hatte ich klar Rückenwind, auch wenn er nicht allzu stark war.

Ich achtete sehr darauf, daß mein Puls nicht die 120 überschritt. Auch wenn ich gerne schneller gefahren wäre, wusste ich, daß ich noch über 10 Stunden Fahrt vor mir hatte und hielt mich entsprechend zurück. Natürlich konnte ich bei Steigungen diese Grenze nicht einhalten, jedoch erreichte ich nie die 140!

Die Bundesstraße war angenehmer als gedacht. Es gab weniger Verkehr und sie war weniger autobahnmäßig ausgebaut als befürchtet. Nach 30km jedoch fühlte ich jedoch schon meinen Hintern recht stark, was ungewöhnlich für mich war, vielleicht aber daran lag, daß ich nicht mit voller Kraft fuhr.

Es wurd insgehsam deutlich höher und endlich konnte ich die B279 Richtung Norden verlassen. Einen Brunnen nach ca. 70km war eine Gelegenheit zur ersten Rast. Ich füllte mein Wasser auf, aß etwas und unterhielt mich mit einem älteren Herrn dort.


Nach Verlassen der B279 wurde es richtig schön.



Meine erste Rast kurz vor Verlassen Bayerns. Kein Trinkwasser:)


Nach der Rast ging es mit Schwung los, ich sollte auch endlich Thüringen erreichen. Dort spielte mir der Wind etwas gegen meine Planung, da er ein starke Westkomponente hatte und vor Meiningen Richtung Nord Westen fuhr. An dieser Stelle half er mir überhaupt nicht... Im Gegenteil. In Meiningen war sowieso eine größere Rast geplant und ich fuhr ins Zentrum und setzte mich in ein Cafe am Marktplatz, wo ich einiges aß und trank.


Meine zweite Rast in Meiningen am Marktplatz



Fachwerkhäuser in einem Dorf in Thüringen


Nach Meiningen blieb die Landschaft schön, aber die Straße wurde unangenehmer. Ich befand mich wieder auf einer Bundestraße und sie war recht befahren.

Ich wusste, es sind nur ca. 40km bis zum Durchqueren des Thüringer Waldes. Eisenach dahinter war auch mein größtes Zwischenziel, schließlich wollte ich die auf jeden Fall erreichen. Ich "tank" nochmal Wasser und Essen an der letzten Tankstelle vor dem Aufstieg.


m Thüringer Wald wird es langsam so richtig hügellig.


Niedrigster Gang, Tempo 10-12km/h und Puls <140, so ging es in den Wald hinauf. Der erste Aufstieg war auch wesentlich einfach als erwartet, als es danach schön flach bergab ging, dachte ich schon, ich hatte das wohl überschätzt, wenn nichts mehr kommt. Es kam aber ein zweiter Aufstieg, steiler und länger. Der war wirklich nicht ohne. Aber durch die klare Vorgabe und Disziplin in Sachen Tempo und Gang war auch dieser absolut machbar, wenn auch nicht einfach. Die Abfahrt nach Eisanch war dann heftig. Ich kannte die Straße nicht und sie war recht steil, daher fuhr ich kaum über 50km/h und musste die gesamte Abfahrt bremsen.


Die Wartburg beim Verlassen von Eisenach



Kopfsteinpflaster auf Landstraßen in Thüringen.


Wie erwartet ging es gleich wieder hoch. Aber alles was jetzt kam, war noch härter als befürchtet. Die Pausen wurden häufiger, der Wasserverbrauch steig und es ging nur noch hoch und runter. Mehr hoch als runter und keine 50m Hügel, nein, es ging von 200m wieder auf über 500m. So ein Aufstieg nach 200km Weg hinter einem... Dazu kamen noch so Schwierigkeiten wie Kopfsteinpflaster auch außerhalb von Ortschaften. Einmal war eine Straße gesperrt und ich hatte keine Alternativen. Ich fuhr in die gesperrte Straße mit der Absischt ggfl. abzusteigen, die Schuhe zu wechseln und zu schieben. Zum Glück kam die Baustelle erst in der Ortschaft.


Ein Dorf in der Hügellandschaft Thüringens.



Hier ging es runter, dann hinten wieder hoch.


Irgendwann war ich ganz oben. So richtig erschrocken bemerkte ich, daß ich über 500m Höhe hatte. In einem Hotel konnte ich trinken und essen. Die Besitzer fragten mich wo ich herkam und ich sagte "von Bamberg". Dann sagten sie, sie würden aber gerne wissen, von wo ich "heute" käme... Sie erzählten ganz stolz vom Eichsfeld und daß sie Katholisch wären. Sie waren wirklich ganz nette Gastgeber.


Windkraftmühlen auf dem Eichsfeld.


Ich musste dann noch länger über diese Hochebene, die nicht wirklich eben war. An einer Steigung bekam einen Krampf im rechten hinteren Oberschenkel. Da musste ich anhalten; aber Magnesium, eine kurze Massage und mehr Belastung mit dem linken Bein halfen hier. Zum Glück war die Abfahrt vom Eichsfeld nach Heilbad Heiligenstadt sehr angenehm, da nicht zu steil und ich nicht alles verbremsen musste. Dort machte ich die letzte Rast an einem Lidl. Ein Anwohner sprach mich dort an und war ganz interessiert, was ich denn da so mache. Alarmierend war die Tatsache, daß mein Ruhepuls nicht mehr unter 100 fiel! Ich habe normal einen Ruhepuls von 42! Normalerweise ist sowas ein klares Zeichen, aufzuhören. Aber ich hatte nur noch ca. 30km. Die sollten noch zu machen sein!


Endlich in Niedersachsen: Das Gleichtal.



Das erste Schild mit meinem Ziel. Im Hintergrund Gewitterwolken.


Mein Start in Heilbad Heiligenstadt wurde von weiteren bösen Hügel und schwarzen Gewitterwolken links vor mir überschattet. Aber das war mich in dem Moment egal, ich dacht, auch bei Regen werde ich die letzten km wohl schaffen.

Ich vermied jeden Regen und ich war nicht so schlimm erschöpft als ich ankam. Aber es war auch wirklich genug für den Tag. 256km und 2700 Höhenmeter. Das wird nicht mehr zu toppen sein.

Daten

(Stegaurach (283m üNN), Viereth, Baunach, Römhild, Meiningen, Eisenach, Mihla, Heiligenstadt, Ebergötzen (196m üNN))
256.48 km
10:34 h Fahrt
24.69 km/h Schnitt
59.4 km/h Max
2702m Höhenmeter
2:17 h Pausen

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